Der 25. März 1945 und ein Holzwurm

Am 25. März 1945 wurde der Eiserne Steg, wie auch alle anderen Frankfurter Brücken, durch Pioniere der deutschen Wehrmacht gesprengt, indem der in den dafür vorgesehenen Brückenkammern befindliche Sprengstoff gezündet wurde. Man wollte damit den Vormarsch der Alliierten auf die Stadt abwenden. Die Versorgungswege von der Innenstadt nach Sachsenhausen waren damit vollständig abgetrennt. Lediglich ein Fährbetrieb fand unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg die Genehmigung der Amerikaner, die in Frankfurt die Militärregierung übernommen hatten. In den Sommermonaten des Jahres 1945 errichteten amerikanische Einheiten in Höhe des Kaiserdoms eine provisorische Holzbrücke, die die beiden Stadthälften nun wieder miteinander verband.
Um gerade in den Monaten der höchsten Not auch über die Schiffahrtswege zu Versorgungsgütern zu gelangen - die Trümmerreste der Brücken versperrten die Wege - , drängte die Stadt Frankfurt darauf, den Eisernen Steg so schnell wie möglich wieder aufzubauen. Im Jahr 1946 konnte mit dem Wiederaufbau nach alten Plänen und unter Verwendung der bisherigen Konstruktion begonnen werden. Die Brückenteile der Stahlkonstruktion wurden dazu aus dem Main geborgen. Der Wiederaufbau wurde zusätzlich durch einsetzendes Hochwasser erschwert. Schliesslich konnte der damalige Oberbürgermeister Walter Kolb am 2. November 1946 die offizielle Einweihung vornehmen. In seiner kurzen Rede nahm er den Wiederaufbau des Eisernen Steges zum Anlass, den Frankfurter Bürgern Mut zuzusprechen:
Der Wiederaufbau solle “Richtpunkt und Anhaltszeichen dafür sein, alle Kleinlichkeit zu vergessen. Wenn auch die Not des Winters hart vor uns steht, stärker ist der Wille zum Leben.”

Mit dem Bau des Rhein-Main-Donau-Kanals und durch die neue Klasse der Europaschiffe musste der Eiserne Steg im Jahr 1969 erneut um 40 cm höhergelegt werden. Mit den neuen Stahlaufsätzen der Brückenauflager hatte er bei normalem Pegelstand dann eine Durchfahrtshöhe von 8 m. Auch die Bastionen auf beiden Uferseiten wurde um jeweils zwei Stufen erhöht.

Ein alter Frankfurter Witz wurde im Jahr 1993 Wirklichkeit:
“Sagt einer zum anderen: Haste schon gehört, der Eiserne Steg wird abgerisse? Wieso des dann? Ei, de Holzwurm is drin.”
Abgerissen wurde der Eiserne Steg natürlich nicht, doch eine grundlegende Renovierung wurde notwendig. Der Eisenfraß hatte die Nieten korrodiert. Bei den Sanierungsarbeiten erhielt die komplette Stahlkonstruktion einen Korrosionsschutz, die Gehbahn wurde erneuert, die Bastionen wurde neu erbaut und die Brücke wurde mit einem neuen Geländer und Beleuchtung ausgestattet. Knapp ein Jahr haben die Renovierungsmassnahmen gedauert. Um den Frankfurtern dennoch einen Fussgängerüberweg während der einjährigen Renovierungsarbeiten bereitzustellen, baute die Stadt eine zweite Fußgängerbrücke, den Holbeinsteg.

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